Adventkranz: Die faszinierende Wahrheit, warum er viel älter ist als du glaubst – und was er wirklich bedeutet

Wenn die Tage kürzer werden, der Atem in kleinen Wölkchen sichtbar wird und der erste Schnee leise ankündigt, dass es bald ernst wird mit dem Winter, taucht er überall auf: der Adventkranz. Ein vertrautes Bild – und für viele automatisch mit „christlicher Tradition“ verbunden.

Doch schauen wir genauer hin, wird schnell klar: Der Adventkranz ist viel älter als das Christentum. Seine Symbolik ist so ur-europäisch, so tief naturverbunden und so eindeutig vorchristlich, dass er eigentlich ein kleines Stück alter Magie ist, das es zufällig in die Gegenwart geschafft hat.

Zeit für einen Blick hinter die Kulissen.

Der offizielle Erfinder: J. H. Wichern – und warum er den Adventkranz nicht „erfunden“ hat

Beginnen wir mit dem Mann, dem der Adventkranz zugeschrieben wird:
Johann Hinrich Wichern, evangelischer Pastor im 19. Jahrhundert. Er wollte Straßenkindern im „Rauhen Haus“ in Hamburg die Adventszeit erleichtern, die damals gefühlt monatelang dauerte. Also bastelte er ein großes Holzrad und setzte viele Kerzen darauf – jeden Tag eine mehr.

Das war eine nette Erfindung, ein kleiner Countdown – aber keine religiöse Innovation. Die Form, das Immergrün, die Kerzen – das alles hat Wichern nicht erfunden. Das war schon da. Und zwar seit Jahrtausenden.

Immergrün im Winter: Ein Schutzzeichen seit Jahrtausenden

Lange bevor das Christentum sich in Europa breitmachte, hatten die europäischen Völker ein anderes gemeinsames Problem: Winter ist gefährlich. Er ist kalt, dunkel und macht Angst.

Adventkranz mit Fasenenfedern, Zapfen und Zimtstangen.
Adventkranz mit Fasenenfedern, Zapfen und Zimtstangen.

Also schmückte man Häuser, Türen und Altäre mit immergrünen Pflanzen wie Tanne, Fichte, Eibe, Wacholder oder Mistel. Diese Pflanzen verlieren nie ihre Farbe, egal wie finster die Welt draußen wird. Sie galten daher als Zeichen des Lebens, man versprach sich davon Schutz gegen Geister, Krankheit und Unheil. Gleichzeitig machten sie Hoffnung auf das Wiedererwachen der Natur.

Das immergrüne Grundmaterial für deinen Adventkranz ist also nicht dekorativ – es ist ein uraltes Schutzsymbol.

Der Kreis: Ein Sonnenrad, kein Heiligenschein

Der Kranz an sich ist ein archaisches Symbol. Der Kreis steht in ganz Europa seit Jahrtausenden für:

  • Sonne
  • Jahreskreis
  • Wiederkehr des Lichts
  • Unendliche Zyklen
  • Kontinuität des Lebens

Gerade in der dunkelsten Zeit des Jahres, rund um die Wintersonnwende, war der Kreis ein Lichtmagnet, der den Wunsch ausdrückte: „Möge das Licht zurückkehren.“

Viele Kulturen rollten brennende Räder den Hang hinunter oder entzündeten kreisförmige Lichter, um die Sonne symbolisch zu stärken. Genau diese Tradition lebt heute – unbewusst – im Adventkranz weiter.

Adventkranz mit Fichten- und Föhrengrün und Efeu.
Adventkranz mit Fichten- und Föhrengrün und Efeu.

Kerzen im Winter: Ein magischer Akt

Feuer hilft dabei, die Dunkelheit zu bannen, die Kälte zu vertreiben und einen geschützten Raum zu schaffen. Jede Woche eine Kerze mehr anzünden hat keine christlichen Wurzeln, es ist im Kern ein Rest alter Wintermagie: Das Licht wächst. Hoffnung wächst. Die Sonne kommt zurück.

Warum der Adventkranz kein christliches Symbol ist

Setzen wir die Teile zusammen:

  • Immergrün → Naturmagie und Schutz
  • Kreis → Sonnenrad und Jahreskreissymbol
  • Kerzen → Lichtzauber zur Wintersonnwende

Die Kirche hat im 19. und 20. Jahrhundert viele dieser Elemente übernommen, neu etikettiert und als christliche Tradition präsentiert – wie so oft. Das ist kulturhistorisch typisch: Wenn etwas gut funktioniert, wird es eingemeindet.

Aber es ändert nichts an der Tatsache: Der Adventkranz ist ein uraltes Natur- und Lichtsymbol – und die christliche Bedeutung ist eine spätere Verpackung.

Mein persönlicher Zugang zum Adventkranz

Ich habe seit vielen Jahren meine Freude am Adventkranz – nicht wegen des kirchlichen Mascherls, mit dem man ihn heute gerne versieht, sondern weil es eine wunderschöne, kreative Arbeit ist.

Adventkranz mit Krickerl und vier verschiedenen goldenen Kerzen.
Wer sagt, dass es vier gleiche Kerzen sein müssen am Adventkranz?

Wenn man ein Schulkind hat, wird die Adventkranzweihe oft zum Pflichttermin, ob man möchte oder nicht. Aber wenn schon Pflichtübung – dann bitte mit richtigem Mindset: Ich bringe meinen eigenen Winterzauber mit, danke schön.

Mit der Beschäftigung mit seiner Geschichte ist meine Freude am Adventkranz sogar noch gewachsen: Weil ich jetzt weiß, dass ich nicht „für die Kirche“ binde, sondern für mich, für die Natur, für den Zyklus, für das Licht.

Einen Adventkranz selber binden ist gar nicht so schwer – probiers einfach aus!

Ich verwende als Grundmaterial das „Grass“, so heißt das Tannen- oder Fichtenreisig in unserer Gegend. Für die Verarbeitung ist ein kleiner Merksatz ganz hilfreich: Fichte sticht – Tanne nicht!

Ich liebe es, die „Zutaten“ für meinen Adventkranz im Garten und im nahen Wald zu sammeln. Da sollte man natürlich nicht wild drauf los schlägern, sondern den Waldbesitzer um Erlaubnis bitten, auch wenns nicht viel Material braucht für einen Kranz. Grass bekommt man aber auch auf dem Bauernmarkt, im Gartencenter oder beim Christbaumbauern deines Vertrauens!

Neben dem Fichtenreisig habe ich diesmal Föhrenreisig mit seinen langen Nadeln verwendet, dazu noch Efeuranken, trockene Farnblätter und Gräser. Auch Hagebutten machen sich super im Adventkranz, achte da nur drauf, dass sie noch nicht weich geworden sind. Natürlich kannst du auch andere Naturmaterialien wie Federn, Zapfen, Rindenstücke, Krickerl oder schöne Samenstände mit einbinden.

Adventkranz mit Federn und silbernen Girlanden und Kugeln.
Und wenns ein bisschen Bling-Bling sein soll, findet sich sicher was in der Weihnachtsdeko-Kiste.

Als Unterlage verwende ich einen Römer, das ist ein fertig gebundener Strohkranz, den du jedes Jahr wiederverwenden kannst. Zum Binden nehme ich Hanfschnur. Die ist stark genug, um alles zusammenzuhalten, lässt sich aber leichter auflösen als Draht, denn ich zerlege den Adventkranz nach den Feiertagen und die Reste kommen auf den Kompost oder werden verbrannt. Zusätzlich brauchst du Kerzenteller, die du in den Kranz stecken kannst, und natürlich vier Kerzen.

Beim Binden selbst gilt: Trust the Process. Binde deine Schnur am Römer fest, nimm ein paar Tannenzweige und leg sie um den Kranz. Dann umwickelst du sie mit der Schnur. Die nächste Reihe legst du über die bestehende, dann sieht man die Schnur nicht mehr. Und so gehts weiter, einmal rundherum. Wer es richtig magisch haben will, bindet noch ein paar gute Gedanken für das vergangene und das kommende Jahr mit ein … 😉

Am Schluss kannst du „kahle“ Stellen noch nachbessern, indem du einzelne Zweige strategisch schlau in den Kranz steckst. Abschließend montierst die Kerzenhalter und die Kerzen – und fertig ist dein einzigartiger Adventkranz. Ich wünsch dir viel Freude damit!


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