Die Geschichten vom Labkraut erscheinen regelmäßig in der Kikeriki-Zeitung – und nun auch hier im Landsitz-Blog. Weitere Geschichten vom Labkraut findest du hier.
„Weißt du,“ meldete sich Labkraut, „ich versteh dich nicht.“
Ich blickte fragend von meiner Tätigkeit auf.
„Na, du hat gesagt, dass du dir einen Bodendecker wünschst, der in der Sonne wie im Schatten wachsen, schöne Blüten haben und sogar noch essbar sein soll,“ fuhr der Kobold fort.
„Ja, und?“, fragte ich.
Er blickte mich finster an und schimpfte: „Ich hab dafür gesorgt, dass diese Wunderpflanze bei dir wächst! Und was machst du? Du nennst sie Unkraut und reißt alles wieder aus!“
Mir wurde ganz heiß. Der Giersch, den ich gerade fluchend gejätet hatte, war tatsächlich essbar und schmeckte gar nicht schlecht. Er hatte hübsche Blüten, und er wuchs fast überall. Saatgut für Löwenzahn und sogar Brennnesseln gab es mittlerweile sauteuer im Supermarkt zu kaufen, also warum sollte nicht auch der Giersch …?
Ich legte mein Werkzeug zurück in seinen Korb. „Du hast recht,“ verkündete ich. „Ich werde in Zukunft dem Giersch einen Platz im Garten lassen. Genauso wie den Brennnesseln und dem Löwenzahn.“
Labkrauts Miene erhellte sich. „Und vergiss den Gundermann nicht!“, rief er.
„Natürlich, der Gundermann darf auch bleiben,“ erwiderte ich. „Und sollte jemand nachfragen,“ fuhr ich fort und zwinkerte dem Kobold verschwörerisch zu, „werde ich diesen wundersamen Pflanzenschatz hier einfach als alleskönnenden Bodendecker Aegopodium podagraria vorstellen. Das klingt doch gleich viel nobler!“
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